Der selbsternannte Wunderheiler David Rotaermel sorgt mit seiner „Nights of Hope»-Tour in München für heftige Diskussionen. Seit Montagabend füllt der evangelikale Prediger die Olympiahalle mit tausenden Besuchern, die auf Heilung hoffen. „Gott wird heute Abend heilen», verspricht der 34-Jährige seinen Anhängern. Nach eigenen Angaben wurden durch sein Wirken bereits Blinde sehend und Rollstuhlfahrer konnten wieder laufen.
Kritiker sehen in Rotaermels Veranstaltungen jedoch gefährlichen Scharlatanismus. „Diese Heilungsversprechen können verzweifelte Menschen in die Irre führen», warnt der Münchner Theologe Martin Heidenreich. Besonders problematisch: Rotaermel rät seinen Anhängern teils indirekt, auf medizinische Behandlungen zu verzichten. Die evangelische Kirche distanzierte sich klar von der Veranstaltung.
Bei meinem Besuch am Dienstagabend erlebte ich eine bedrückende Atmosphäre. Während auf der Bühne angebliche Wunderheilungen zelebriert wurden, saßen im Publikum Menschen mit schweren Erkrankungen, deren Gesichter zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankten. Eine Frau mit sichtbaren Gehbehinderungen verließ weinend den Saal, nachdem sie nicht „auserwählt» wurde.
Rotaermels Organisationsteam weist alle Vorwürfe zurück. „Wir bieten Hoffnung und Gebete, keine Garantien», erklärt sein Sprecher Thomas Berger. Trotz hoher Eintrittspreise bis zu 80 Euro sei der Andrang ungebrochen. Die Behörden prüfen derzeit, ob rechtliche Grenzen überschritten werden.
Die Veranstaltungen laufen noch bis Sonntag. Währenddessen formiert sich Protest: Für Freitag hat ein Bündnis aus Ärzten, Kirchen und Verbraucherschützern eine Mahnwache angekündigt. Die Frage bleibt: Wie weit darf religiöse Freiheit gehen, wenn möglicherweise verzweifelte Menschen getäuscht werden?