Die Bomben zerstörten nicht nur Gebäude, sondern auch Kindheiten. In Stuttgart erinnern sich heute noch viele Zeitzeugen an die verheerenden Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. «Als Siebenjähriger stand ich zwischen Trümmern, wo einst unsere Wohnung war», erzählt Hans Kramer, heute 87 Jahre alt, während er durch das Stuttgarter Stadtmuseum geht, wo Bilder seiner Heimatstadt nach den Angriffen ausgestellt sind. Über 53 Bombenangriffe erlebte die Stadt, bei denen fast 4.600 Menschen starben.
Die Erinnerungen der Überlebenden bleiben auch nach acht Jahrzehnten lebendig. «Der Geruch von Staub und Feuer verfolgt mich bis heute«, berichtet Elfriede Müller, die als Kind die Nächte im Luftschutzkeller verbrachte. Im Februar 1944 erlebte Stuttgart den schwersten Angriff, als britische Bomber fast 3.000 Spreng- und Brandbomben abwarfen.
Ich begegne diesen Geschichten immer wieder bei meiner Arbeit in Baden-Württemberg. Die persönlichen Erzählungen berühren mich jedes Mal aufs Neue. Stadtarchivar Dr. Roland Müller betont: «Diese Zeitzeugenberichte sind unschätzbar wertvoll für unser kollektives Gedächtnis. Sie machen Geschichte greifbar.«
Besonders eindringlich sind die Erzählungen über den Alltag zwischen den Trümmern. Kinder spielten auf Schutthaufen, während ihre Eltern versuchten, aus dem Nichts wieder etwas aufzubauen. «Wir hatten nichts, aber teilten alles», erinnert sich Hans Kramer. Die Sorge der Stadtverwaltung: Mit dem Ableben der letzten Zeitzeugen könnte auch das lebendige Gedächtnis verblassen.
Was heute in Stuttgart blüht, steht auf den Fundamenten dieser Vergangenheit. Die Erzählungen der Zeitzeugen mahnen uns, wie schnell das Selbstverständliche verloren gehen kann. Mehr Informationen zu den Zeitzeugenberichten bietet das Stadtarchiv Stuttgart mit seinem digitalen Archiv.