In Spremberg hat gestern eine besondere Auszeichnung für Mut im Kampf gegen Rechtsextremismus stattgefunden. Christine Herntier, die parteilose Bürgermeisterin der Stadt, erhielt den Preis für Zivilcourage vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Die 67-Jährige wurde für ihre klare Haltung gegen rechtsextreme und fremdenfeindliche Tendenzen in ihrer Heimatstadt geehrt.
Seit 2014 steht Herntier an der Spitze der 22.000-Einwohner-Stadt in der Lausitz. In einer Region, in der die AfD bei der Landtagswahl 2019 über 30 Prozent erreichte, positioniert sie sich konsequent gegen Extremismus. «Man muss für demokratische Werte einstehen, auch wenn es unbequem wird», sagte Herntier bei der Preisverleihung. Die Laudatio hielt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der ihre Standhaftigkeit besonders in schwierigen Zeiten des Strukturwandels würdigte.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird seit 1994 verliehen. Als ich vergangenes Jahr die Lausitz besuchte, fiel mir auf, wie sehr dort der Kohleausstieg die Gemüter erhitzt – ein Nährboden für populistische Strömungen. In Spremberg, wo die Kohletradition tief verwurzelt ist, braucht es Menschen wie Herntier, die Brücken bauen, ohne demokratische Grundwerte zu verwässern.
Die Preisträgerin selbst bleibt bescheiden: «Ich sehe mich als Teil einer breiteren Bewegung in unserer Stadt.» Ihr Engagement zeigt, wie wichtig lokale Demokratiearbeit ist. Während in Berlin oft über große Strategien diskutiert wird, entscheidet sich in Kommunen wie Spremberg, ob unser demokratisches Miteinander funktioniert. Wer wird in Zukunft diesen Mut aufbringen, wenn politische Ämter immer unattraktiver werden?