In Berlin und Sachsen-Anhalt wächst der Unmut: Ab dem 13. Mai müssen Bahnreisende zwischen Berlin und Halle mit massiven Einschränkungen rechnen. Für volle drei Monate wird die wichtige ICE-Strecke nur eingeschränkt befahrbar sein. Nach Angaben der Deutschen Bahn finden zwischen Bitterfeld und Halle umfangreiche Gleiserneuerungen statt. Über 70.000 Pendler und Reisende sind betroffen.
Die kurzfristige Ankündigung sorgt besonders für Ärger. «Diese Überraschungssperrungen sind inakzeptabel», kritisiert Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens. Erst Ende April wurden die Einschränkungen bekannt gegeben – viel zu spät für vernünftige Planungen von Pendlern und Urlaubern. Die Fahrzeit verlängert sich um bis zu 45 Minuten, viele Züge fallen komplett aus.
Als ich gestern am Berliner Hauptbahnhof mit Betroffenen sprach, war die Frustration greifbar. «Ich pendle seit Jahren nach Leipzig und erfahre jetzt, dass ich den ganzen Sommer umplanen muss», sagte mir eine sichtlich genervte Unternehmensberaterin. Die Bahn verweist auf die Notwendigkeit der Bauarbeiten, räumt aber Kommunikationsprobleme ein.
Das Muster ist bekannt: Kurzfristige Ankündigungen, mangelnde Abstimmung zwischen Bund und Ländern. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr Transparenz und bessere Ersatzkonzepte. Die DB empfiehlt Reisenden, sich frühzeitig über Alternativen zu informieren. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten so viel Unverständnis für Baustellenplanung erlebt.
Die Auswirkungen reichen weit: Urlaubsregionen befürchten Einbußen, Kulturveranstaltungen in beiden Städten könnten weniger Besucher anziehen. Wann wird die Bahn endlich langfristiger planen? Diese Frage stellen sich nicht nur die direkt Betroffenen, sondern alle, die auf verlässliche Infrastruktur angewiesen sind. Ein Sommer voller Umwege und Verspätungen – das ist nicht das, was wir unter moderner Mobilität verstehen sollten.