Ein ungewöhnliches Bild bietet sich seit dem frühen Morgen am Düsseldorfer Hauptbahnhof: Hunderte Menschen stehen ratlos vor den Anzeigetafeln, während eine Durchsage nach der anderen Zugausfälle verkündet. Grund ist ein massiver Kabelschaden, der den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt nahezu komplett lahmlegt. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurden in der Nacht mehrere Signalkabel durchtrennt – vermutlich bei Bauarbeiten im Stadtgebiet.
«Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, aber die Reparatur wird voraussichtlich den ganzen Tag in Anspruch nehmen», erklärt Bahnsprecherin Tanja Weber. Betroffen sind fast alle Regional- und Fernverkehrslinien, die Düsseldorf ansteuern oder durchqueren. Die S-Bahnen im Nahverkehr fallen größtenteils aus oder enden an umliegenden Bahnhöfen.
Der Schaden trifft die Stadt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In den Messehallen beginnt heute die internationale Fachmesse «ProWein», zu der tausende Besucher erwartet werden. «Ich komme aus Bordeaux und stehe seit zwei Stunden hier fest», berichtet Weinproduzent Philippe Lameaux. «Keiner weiß, wie wir zur Messe kommen sollen.»
Die Rheinbahn hat zwar zusätzliche Busse und Straßenbahnen eingesetzt, doch die sind hoffnungslos überfüllt. Vor den Taxiständen bilden sich lange Schlangen. Wer mit dem Auto in die Stadt will, steckt im Stau.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich selten eine so chaotische Verkehrslage erlebt. Besonders auffällig: Die bemerkenswerte Ruhe der meisten Reisenden, die trotz stundenlanger Wartezeiten Geduld bewahren.
Für die kommenden Stunden ist keine Entspannung in Sicht. Pendler sollten wenn möglich zu Hause bleiben und im Homeoffice arbeiten, rät die Stadt. Touristen werden gebeten, ihre Anreise zu verschieben. Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie anfällig unsere verkehrstechnische Infrastruktur ist – und wie abhängig wir von funktionierenden Verbindungen sind. Mehr Informationen zum aktuellen Stand bietet die Deutsche Bahn auf ihrer Website.