Als ich heute in den Nordzug Richtung Erfurt steigen wollte, stand ich wie viele andere Reisende vor verschlossenen Türen. Ein Kabelbrand bei Nordhausen legt seit Mitternacht den Zugverkehr in weiten Teilen Nordthüringens lahm. Nach Angaben der Deutschen Bahn sind alle Verbindungen zwischen Erfurt, Nordhausen und Göttingen bis voraussichtlich Freitagabend betroffen. Etwa 3.000 Pendler müssen improvisieren.
«Wir arbeiten mit Hochdruck an der Reparatur», versichert Bahnsprecherin Julia Merkel. Die Schäden seien aber «erheblich», mehrere Kilometer Kabel müssten ersetzt werden. Reisende stehen an den Bahnhöfen vor den Anzeigetafeln, auf denen nur «Ausfall» oder «unbestimmte Verspätung» zu lesen ist.
Ein Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, kommt aber selbst kaum hinterher. «Ich komme jetzt definitiv zu spät zur Arbeit, zum dritten Mal diese Woche», sagt Krankenpfleger Thomas Winkler am Bahnhof Sondershausen. Immer wieder höre ich solche Sätze, während ich mit Betroffenen spreche.
Besonders ärgerlich: Die Kommunikation der Bahn. Viele Reisende beklagen, erst am Bahnhof vom Ausfall erfahren zu haben. Die Bahn-App zeigte teilweise reguläre Verbindungen an, obwohl keine Züge fuhren. Ein Problem, das ich in meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung immer wieder beobachte.
Tatsächlich könnten die Ausfälle länger dauern als angekündigt. Ein Bahnsprecher räumte auf Nachfrage ein, dass die Reparaturen «komplexer als ursprünglich angenommen» seien. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite der Deutschen Bahn.
Die wirtschaftlichen Folgen für die Region sind beträchtlich. Wird es endlich Konsequenzen geben? Die marode Infrastruktur bleibt ein Dauerthema in Thüringen – und ein Armutszeugnis für ein Land, das einst für seine Pünktlichkeit bekannt war.