In Düsseldorf steht ein historisches Juwel vor dem Zwangshammer: Ein 130 Jahre altes Baudenkmal an der Königsallee wird Ende August zwangsversteigert. Der Verkehrswert des denkmalgeschützten Hauses wird auf 10,5 Millionen Euro geschätzt, während die Versteigerung beim Amtsgericht Düsseldorf am 30. August stattfindet. Für Stadthistoriker ein alarmierendes Signal, denn das Gebäude gehört zu den letzten authentischen Zeugnissen der Gründerzeit an der weltbekannten Luxusmeile.
Der Grund für die Zwangsversteigerung: Die Eigentümergesellschaft konnte ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Nach Informationen des Amtsgerichts Düsseldorf liegen Forderungen in Millionenhöhe vor. Das fünfgeschossige Gebäude mit seiner prachtvollen Fassade beherbergt aktuell ein bekanntes Modegeschäft im Erdgeschoss, während die oberen Etagen als Büros genutzt werden.
«In Zeiten steigender Immobilienpreise und zunehmender Gentrifizierung sind historische Gebäude besonders gefährdet», erklärt Dr. Margarete Schulz vom Düsseldorfer Denkmalschutzverein. «Wir hoffen auf einen Käufer mit Respekt vor der Geschichte des Hauses.»
Interessant ist, dass das Gebäude mehrere Weltkriegsbomben unbeschadet überstand – ein kleines Wunder angesichts der massiven Zerstörung in der Düsseldorfer Innenstadt. Als ich vor Jahren das erste Mal durch die kunstvoll verzierten Treppenhäuser ging, war ich beeindruckt von den intakten Stuckverzierungen und Holzelementen, die sonst kaum noch zu finden sind.
Die Versteigerung weckt bei vielen Düsseldorfern gemischte Gefühle. Einerseits besteht die Chance auf eine behutsame Sanierung, andererseits die Sorge vor radikalem Umbau. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel ist uns unser kulturelles Erbe in Zeiten ökonomischer Zwänge noch wert?