Article – Die Zwangsversteigerungen in Hamburg steigen wieder. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 127 Immobilien zwangsversteigert – ein Anstieg um knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders betroffen sind Eigentumswohnungen im mittleren Preissegment zwischen 300.000 und 500.000 Euro.
Nach Jahren relativer Stabilität sehen wir jetzt die Auswirkungen der Zinswende und steigender Nebenkosten. «Viele Eigentümer, die während der Niedrigzinsphase gekauft haben, geraten bei der Anschlussfinanzierung in Schwierigkeiten», erklärt Immobilienexperte Jürgen Koppelmann vom Hamburger Gutachterausschuss.
Als ich letzte Woche einen Versteigerungstermin im Amtsgericht Altona besuchte, fiel mir die angespannte Stimmung der betroffenen Familien auf. Häufig stehen persönliche Schicksale hinter den nüchternen Zahlen – Jobverlust, Scheidung oder Krankheit.
Überraschend ist jedoch, dass die Versteigerungsobjekte nicht lange ohne Käufer bleiben. «Die Nachfrage bei Versteigerungen ist sogar gestiegen», berichtet Notarin Sabine Lehmann. «Investoren und Selbstnutzer sehen hier Chancen, 15 bis 20 Prozent unter Marktwert einzusteigen.»
Für die kommenden Monate rechnen Experten mit einer weiteren Zunahme. Die Hamburger Finanzbehörde hat bereits reagiert und ein Beratungsprogramm für gefährdete Immobilienbesitzer eingerichtet. Mehr Informationen gibt es beim Hamburger Grundeigentümerverband.
Die aktuelle Entwicklung zeigt: Der als unverwüstlich geltende Hamburger Immobilienmarkt ist nicht immun gegen wirtschaftliche Schwankungen. Und während für die einen eine Lebensplanung zerbricht, wittern andere ihre Chance auf bezahlbares Wohneigentum in der Hansestadt.