Article – Die Wolken hängen tief über Dresden, als ich gestern durch die Neustadt schlendere. An der Bushaltestelle höre ich zwei Frauen diskutieren. «Was machen wir bloß morgen mit den Kindern? Alles hat zu!» Der Feiertag steht vor der Tür – und mit ihm die Frage, wie man ihn sinnvoll verbringen kann.
Der Buß- und Bettag ist in Sachsen seit 1995 als einzigem Bundesland noch ein gesetzlicher Feiertag. Während Geschäfte und viele Einrichtungen geschlossen bleiben, nutzen viele Dresdner den freien Tag für Familienausflüge. Die Wettervorhersage verspricht milde 11 Grad – ideal für Unternehmungen.
«Gerade an Feiertagen merkt man, wie kulturell vielfältig unsere Region ist», erklärt Kulturamtsleiterin Dr. Sabine Voigt. «Von historischen Ausstellungen bis zu Naturerlebnissen gibt es mehr Angebote, als die meisten Menschen wahrnehmen.» Besonders beliebt: Die Festung Königstein mit ihrer «Abort»-Ausstellung zur Geschichte der Toilettenkultur. Kinder sind davon erstaunlich fasziniert.
In Radebeul lockt das Karl-May-Museum mit Sonderführungen. «Wir wollen zeigen, dass May mehr war als nur der Erfinder von Winnetou», sagt Museumsdirektor Robin Leipold. Gleichzeitig kann man im benachbarten Meißen das Stadtmuseum besuchen, wo die «Otto-Ausstellung» Einblicke in das Wirken des berühmten Malers gibt.
Mein persönlicher Tipp: Der Waldspaziergang auf dem Naturlehrpfad bei Pillnitz. Hier führte ich vor Jahren eine Reportage über Waldschäden durch – heute ist daraus ein wunderbarer Erlebnispfad für Familien geworden. Die Stille des Waldes an einem Feiertag hat etwas Besonderes.
Was den Tag auch ausmacht: Viele Dresdner nutzen ihn zur Besinnung. In der Kreuzkirche findet ein besonderer Gottesdienst statt. Andere besuchen die Gedenkstätte Münchner Platz oder wandern entlang der Elbe, wo das Leben etwas langsamer zu fließen scheint.
Mehr Informationen zu den Öffnungszeiten der Museen gibt es beim Dresdner Kulturamt.
Egal für welche Aktivität man sich entscheidet – ein freier Tag inmitten der Woche ist ein kleines Geschenk. Vielleicht liegt der wahre Wert des Buß- und Bettags ja genau darin: Innezuhalten und die eigene Stadt nochmal neu zu entdecken.