Der Mangel an Sozialwohnungen in Hamburg verschärft sich weiter. Allein im letzten Jahr ging die Zahl der Wohnungen, die für Inhaber eines Dringlichkeitsscheins zur Verfügung stehen, um fast 15 Prozent zurück. Besonders betroffen sind Obdachlose, Geflüchtete und Familien in prekären Wohnsituationen. Die Hansestadt steht vor einem sozialen Dilemma: Während der Bedarf steigt, schrumpft das Angebot.
«Die Lage ist dramatisch«, sagt Susanne Weber von der Hamburger Wohnhilfe. «Wir müssen täglich Menschen abweisen, die dringend eine bezahlbare Unterkunft benötigen.» 2023 wurden nur noch 1.420 Wohnungen an Inhaber eines Dringlichkeitsscheins vermittelt – 2022 waren es noch 1.668. Diese Entwicklung beobachte ich seit Jahren bei meinen Recherchen in der Stadt, und die Verzweiflung der Betroffenen wird immer greifbarer.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt im Auslaufen der Sozialbindungen. Viele Wohnungen, die einst mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden, fallen nach 15 oder 30 Jahren aus der Preisbindung und werden dann zu Marktpreisen vermietet. Gleichzeitig reicht der Neubau nicht aus, um diese Verluste auszugleichen.
Die Sozialbehörde hat reagiert und die Gültigkeit der Dringlichkeitsscheine von sechs auf zwölf Monate verlängert. Dennoch bleiben viele Menschen in Notunterkünften hängen. Wie Familie Yilmaz, die ich letzten Monat in einer Unterkunft in Hamm traf: «Wir suchen seit über einem Jahr. Unser Schein läuft bald ab, und dann? Zurück auf Anfang?»
Es braucht neue Lösungen für dieses wachsende Problem. Experten fordern längere Bindungsfristen und mehr Neubau. Doch bis dahin bleibt die bittere Realität: In einer der reichsten Städte Deutschlands finden immer mehr Menschen keine bezahlbare Bleibe.